Das Naturschutzgroßprojekt Wispertaunus verläuft in zwei Teilen:
Projekt I: Planungsphase
Die Planungsphase bildet das Fundament für alle weiteren Schritte. Ziel ist es, die Wälder des Wispertaunus in ihrer ganzen Vielfalt zu erfassen und ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu bewerten. Dazu gehören:
- Kartierung von Arten, Biotopen und Lebensräumen
- Berücksichtigung kulturhistorischer Aspekte und heutiger Nutzungen
- Analyse möglicher Beeinträchtigungen oder Konflikte
Fachleute untersuchen insbesondere seltene Arten wie Spechte, Käfer, Pilze oder die Bechsteinfledermaus sowie ihre Lebensräume. Auf dieser Grundlage werden Strategien für den Schutz und die Entwicklung der Arten- und Lebensraumvielfalt abgeleitet.
Ein weiterer zentraler Bestandteil sind die Arbeitskreise zu den Themen Waldnaturschutz, Waldbesuch und Wildtiermanagement. Hier diskutieren Kommunen, Forstbetriebe, Jägerschaft, Naturschutzorganisationen, Tourismusverbände und viele weitere Akteure. Ergebnisse aus den Kartierungen und Erkenntnisse aus den Arbeitskreisen fließen in den Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) ein – das Hauptprodukt der Planungsphase, das als gemeinsamer Konsens die Grundlage für die Flächenauswahl und Umsetzung bildet. Das Endprodukt ist eine flächenscharfe Darstellung von Maßnahmen und Maßnahmenflächen einschließlich einer Kostenschätzung für das Projekt II.
Projekt II: Umsetzungsphase
In Projekt II werden die im PEPL vereinbarten Maßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt. Dazu gehören:
- Erweiterung und Vernetzung bestehender Naturwaldflächen
durch Flächen weiterer Waldbesitzer, die gegen Ausgleichszahlungen dauerhaft aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. - Schaffung von Trittsteinbiotopen
um Wanderbewegungen von Wildtieren zu erleichtern und ihre Ausbreitung zu fördern. - Renaturierung von Flüssen und Bächen
mit dem Ziel, Durchgängigkeit für wandernde Arten zu schaffen, Quellbereiche zu stabilisieren und die Artenvielfalt in und an Gewässern zu erhöhen. - Verbesserung der Lebensräume bedrohter Arten
u. a. für Wildkatze, Fledermäuse und Spechte durch ungestörte Rückzugsräume und naturnahe Strukturen. - Naturnahe Waldbewirtschaftung in angrenzenden Wirtschaftswäldern
in Kooperation mit dem Forstamt Rüdesheim und Waldbesitzern, z. B. durch schonende Holzernte, Förderung standortgerechter Baumarten, Verzicht auf Kahlschläge, Erhalt von Habitatbäumen und waldgerechte Verjüngung ohne großflächige Zäune.
Dabei gilt stets: Die Wälder des Wispertaunus bleiben für die Bevölkerung und Jägerschaft zugänglich.
Erfolgskontrolle und Evaluation
Wie bei allen Naturschutzgroßprojekten wird auch im Wispertaunus die Wirksamkeit regelmäßig überprüft. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die gesetzten Ziele erreicht und die Fördermittel effizient eingesetzt werden.
Die Evaluation erfolgt in der Umsetzungsphase (Projekt II) und prüft in festgelegten Abständen – nach fünf und zehn Jahren – unter anderem:
- den Umfang und die Vernetzung der gesicherten Naturwälder,
- die Entwicklung typischer Naturwaldstrukturen wie Baumhöhlen, Pilzkonsolen oder Totholz,
- das Vorkommen ausgewählter Zielarten wie Vögel, Pilze und Fledermäuse,
- die Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen an Bächen und Quellen,
- den Einfluss des Wildtiermanagements und der Besucherlenkung.
Neben den ökologischen Zielen werden auch soziale und wirtschaftliche Effekte des Projekts bewertet. Die Evaluierung wird vom Land Hessen in Abstimmung mit dem Bund und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt durch ein unabhängiges Fachbüro durchgeführt.
